„Three whites and a goldie“, so hieß es früher, dürften die Mitarbeiter einer Distillery täglich trinken, also drei „Drams“ Rohbrand und einen „Dram“ fertigen Whisky. Das war selbstverständlich vor den heutigen „Health and Security“-Regeln, als Autos noch weitgehend unbekannt waren. Jeder bekam also seine Ration und man traf sich in der Kantine, um dort die mitgebrachte Brotzeit samt Whisky zu verzehren.
In Glengoyne gab es in der Kantine zusätzlich eine alte Teekanne: wem seine Ration zu groß war, der schüttete den Rest in die Kanne. Wer noch Durst hatte, konnte sich zusätzlich daraus bedienen. Die Tradition gibt es nicht mehr, aber in Vergessenheit soll sie nicht geraten. Daher gibt es bei der Glengoyne-Distillery die „Teapot-Dram“ – Serie. Derzeit Batch No. 7. Wie fast Alles von Glengoyne, im Sherryfass gelagert, süß und fruchtig. „Unhurried“, wie es dort heißt.
Wer mal eine besondere Distillery in Schottland besuchen möchte, der sollte hierhin einen Abstecher machen, denn hier gibt es gleich mehrfach Einmaliges zu sehen. Zum einen die Lage: Glengoyne liegt nördlich von Glasgow an einer Straße, die die Grenzlinie zwischen Lowlands und Highlands markiert, wobei die Distillery auf der einen Straßenseite steht, die Lagerhäuser und die Filling-Station aber auf der anderen.
Somit war die Distillery in der ebenfalls einzigartigen Situation, seine eigene Zugehörigkeit zu Highlands oder Lowlands beliebig und kurzfristig ändern zu können. Eine manchmal überlebenswichtige Möglichkeit in einem Land, in dem die Höhe der Alkoholsteuer von der Region festgelegt wurde. Mal nach Größe oder Anzahl der Brennblasen, mal nach verarbeiteter Gerste, mal nach Anzahl der Fässer. Und da konnte sich Glengoyne stets die günstigste Variante für sich heraussuchen. Zum zweiten brennt Glengoyne (soweit uns bekannt als einzige Distille) "2,5"-fach. Der zweite Brennvorgang wird für die Hälfte der Abfüllung doppelt durchgeführt…
Wer eine größere Führung bucht, kommt mit Sicherheit in den hinteren Bereich der Brennerei, Richtung bewaldeten Hügel, von der das Wasser herunterkommt. Ein wunderschöner und magischer Ort, der zum Verweilen einlädt. Gerne mit einem Glas Glengoyne.
Wenn wir unsere Rundreisen starten, halten wir stets dort kurz an und besorgen uns eine der Destillerie-Abfüllungen als Wegzehrung für diejenigen Abende, an denen die nächste Kneipe zu weit entfernt, oder das Wetter mal richtig übel ist.
In der Bar haben wir derzeit den 21-jährigen im Angebot, einen typischer Vertreter.
Liebe Grüße
Stefan